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Historie

Die Anfänge des Vereins

Der Verkehrs- und Verschönerungsverein entsteht im Jahre 1878, also fünf Jahre, bevor Langen die  Stadtrechte erhält. Damals heißt er noch Verschönerungsverein Langen (VVL) und ist einer der ersten Verschönerungsvereine in Deutschland. Zu dieser Zeit steht Langen mit knapp über 4.000 Einwohnern noch an der Schwelle zur Moderne. Das Leben ist stark von Landwirtschaft und Handwerk geprägt, die Altstadt besitzt noch keine anständige Kanalisation und der Bahnhof ist zwei Kilometer vom Ortskern entfernt.  Am 24. August 1878 findet die Gründungsversammlung statt. Erster Vorsitzender und Vereinsgründer ist der Abenteurer und Geometer (Vermessungsingenieur) Friedrich Keßler.

Zu Anfang hat der Verein 100 Mitglieder, hat ambitionierte Stadtentwicklungspläne, macht aber bis 1882 vor allem durch Baumpflanzungen in der Bahn- und Rheinstraße auf sich aufmerksam. Anfangs beträgt der Mitgliedsbeitrag pro Monat 30 Pfennige, was damals etwa den Kosten von drei Glas Bier entsprach.

Die Vereinssatzung von 1878 nennt zum Beispiel folgende Aufgaben des Vereins:

–  […] dafür zu wirken, dass der baulichen Entwicklung des Dorfes ein einheitlicher Plan zugrunde gelegt wird

–  […] dass alle öffentlichen Fragen, soweit dieselben Anlage oder Verschönerung von Straßen, Plätzen, öffentlicher Bauwerke und Verkehrserleichterungen zum Gegenstand haben, zu diskutieren sind

–  […] Anlagen, Anstalten und Einrichtungen, die dem öffentlichen Wohl dienen, nach Möglichkeit selbst ins Leben zu rufen“

Chaussee und Schlammpiste: die Bahnstraße als Vereinsprojekt

Die Satzung des Vereins macht deutlich: Der Verein will die Stadt für die Menschen, die dort leben, aktiv gestalten. Für die damalige Zeit – es herrschte noch der Kaiser Wilhelm I. im Deutschen Reich – spricht das von Weitblick und Selbstbewusstsein seiner Mitglieder. Heute sind viele dieser Aufgaben eine Selbstverständlichkeit und Sache der kommunalen Selbstverwaltung.

Wie aber wirkt sich die Tätigkeit des Vereins aus?  Die heutige Bahnstraße, die die Stadt mit dem Bahnhof verbindet, war berüchtigt dafür, sich nach Regengüssen in eine Schlammpiste zu verwandeln. Hunderte Pendler mussten über Langens „Chaussee“, die ganz und gar nicht dem Bild einer Hauptverkehrsstraße entsprach, zu ihren Zügen eilen.  Der Verein macht eine Eingabe an den Gemeinderat. Nach einigem hin und her mit den Behörden und Versuchen, das nötige Geld durch Spenden und Anleihen zusammen zu bekommen, erhält die Straße endlich ein befestigtes Bankett – auf sage und schreibe 250 Metern. Auch die dortige Platanenallee ist eine Initiative des VVV. Sie ist bis heute typisch für Langen und nur eines von vielen Beispielen, wie sehr der Verein das Bild der Stadt geprägt hat.

Vereinsgründer Friedrich Keßler – Ein Abenteurer in Langen

Friedrich Keßler, der Gründer des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Langen, wird am 16. Januar 1843 in Hanau geboren – als Kind einer nordhessischen Soldatenfamilie. Er soll Lehrer werden, haut jedoch als 17-Jähriger ab und beginnt ein Söldner- und Abenteurerleben, das ihn nach Mexiko und in die USA führt. Er verdingt sich als Legionär, wechselt ständig die Seiten, desertiert oft, entkommt einige Male nur knapp der Hinrichtung.

1870 macht er den Deutsch-Französischen Krieg mit, hängt danach den Soldatenrock an den Nagel. In den Staaten hat er den Beruf des Geometers erlernt – den übt er hier auch aus. Er arbeitet als Planer bei der Eisenbahn, kommt so nach Frankfurt, zieht 1874 nach Langen, gründet eine Familie, baut ein Haus gegenüber vom Bahnhof und eröffnet darin 1882 eine Gastwirtschaft. Heute noch existiert das Gebäude als Lokal Biergarten.

Keßler heiratet drei Mal, zwei seiner Ehefrauen sterben. Die vier Kinder aus seiner ersten Ehe sterben noch zu seinen Lebzeiten. Er hat viel Pech: arbeitslos, schwer krank, die Gastronomie wirft nicht viel ab. Er stirbt am 7. September 1917.

Krise und Neustart zur Jahrhundertwende

Ende des 19. Jahrhunderts kriselte es im Verein, die Mitgliederzahlen gehen auf 40 Personen zurück.  Nach Jahren des Niedergangs versucht Keßler erfolglos im Jahre 1896, den Verein wiederzubeleben. Die wirtschaftliche und politische Lage in Deutschland ist schwierig. Hinzu kommen personelle Veränderungen. Erst im Jahre 1900 erweckt ein neuer Vorstand, bestehend aus dem damaligen Bürgermeister Johann Peter Metzger und zwei Forstmeistern, nämlich Johannes Hillerich und Ernst Klump, den Verein zu neuem Leben. Bereits 1899 erhält dessen Satzung eine Ergänzung. Er soll nun auch zur Verschönerung geeigneter Punkte in der Umgebung und zur „Hebung des Fremdenverkehrs“ beitragen. Damit ist er einer der ersten Verkehrsvereine hierzulande. Das Ziel damals: Gäste und neue Einwohner in die Sterzbachstadt zu locken.

Dem Vereinsgründer Keßler zu Ehren wird 1901 eine Straße, die zum Bahnhof führt, nach seinem Namen benannt: die Friedrichstraße. Auch der Ausbau der Bahnstraße schreitet voran. Im Jahre 1902 übergibt der Verein der Stadt das Mosaik am Vierröhrenbrunnen mit dem Langener Wappen. Es soll den Standort der alten Gerichtslinde bezeichnen. Dieses Mosaik wird im Jahre 2016 erneuert. In den Jahren 1904 bis 1910 veranlasst der Verein mehrere Baumpflanzungen und errichtet das markante Uhrtürmchen am Lutherplatz. Leider muss es nach dem Zweiten Weltkrieg der Verkehrsführung weichen.

 

Der  Verein in bewegten Zeiten

Von 1911 bis 1925 leitet Heinrich Wagner den Verein. In diese Zeit fällt der Erste Weltkrieg, die Kaiserzeit geht zu Ende, Deutschland wird Republik. Die Menschen in Langen leiden unter den Kriegsfolgen, es kommt zu wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen. Bis 1930 ist der Ort als Teil des Mainzer Brückenkopfes französisch besetzt. Wagner wird 1925 von Ferdinand Heck abgelöst, der dieses Amt bis 1935 innehat. 1927 lässt der Verein den Weißen Tempel im Koberstädter Wald renovieren, den Keßlerbrunnen am gleichnamigen Platz setzen und die Anlage vor dem evangelischen Gemeindehaus, die heutige Romorantinanlage, gestalten.

Im Jahre 1931 fusioniert der Verein mit dem „Verkehrsausschuss Langen“ und heißt seitdem „Verkehrs- und Verschönerungsverein Langen e.V.“ So nimmt er Einfluss auf die Fahrplangestaltung und hilft, bessere Verkehrsanbindungen zu schaffen. Heute sind Flächennutzungs- und Bebauungspläne festgeschriebene Aufgaben der Kommunen, wenn auch noch unter Beteiligung der Bürgerschaft. Computer der Deutschen Bahn AG erstellen Fahrpläne und  über Verkehrsanbindungen entscheiden übergeordnete politische Gremien.

 

Das Heimatfest als Kind der NS-Zeit

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisen stehen auch Vereine wie der VVV unter dem Einfluss des NS-Regimes. Bereits 1933 wird der Verein wie auch andere Fremdenverkehrsvereine im Auftrag des Hessischen Innenministeriums erfasst und gemeldet. Ab 1936 nimmt die Kontrolle weiter zu. Erster Vorsitzender ist von da an der von der NSDAP eingesetzte Alfred Oeder. Unter dessen Ägide wird im gleichen Jahr das erste „Heimatfest am Vierröhrenbrunnen“ ins Leben gerufen und gefeiert. Dazu gehören auch erstmals „Altbürgerehrungen“ mit Autokorsos für die über 75-Jährigen zu schönen Orten in der Region. Dem Heimatfest folgen drei weitere bis zum vorläufig letzten im Jahre 1939. Danach ist kriegsbedingt Schluss mit dem Fest. Die Veranstaltungen kommen gut an, was ganz im Sinne der Herrschenden ist. Unpolitisch ist der Verein ohnehin nicht: Er gewährt genauso einen Zuschuss für den Schießstand der S.A. wie er sich vor der Reichspogromnacht für das Verschwinden der Langner Synagoge aus dem Langener Stadtbild einsetzt. Im April 1941 erhält der VVV durch Änderung der Rechtsverhältnisse den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechtes. Der NS-Bürgermeister Göckel wird damit zum Vorsitzenden und ernennt nun die Vorstandsmitglieder und  Beiräte.

 

„Neubeginn“ des Vereines und eine kurze Renaissance des Heimatfestest

In den Nachkriegsjahren von 1945-1948 ruht die Vereinstätigkeit. Das Land leidet unter den Folgen der NS-Herrschaft und des Krieges. Langen ist von den Amerikanern besetzt, erst mit dem Übergang zur Bundesrepublik startet das Vereinsleben wieder. Am 4. November des Jahres 1948 wird Alfred Oeder erneut zum Vorsitzenden gewählt und begleitet dieses Amt bis zum Jahre 1959. Die erste Gewerbeausstellung „Langen stellt aus“ startet auf Initiative des Vereins im Jahre 1949. In den folgenden Jahren kommt auch in Langen das „Wirtschaftswunder“ an. Es war wieder Zeit zum Feiern: Von 1951 bis 1957 lässt der VVV die Heimatfeste und auch die beliebten Altbürgerehrungen wiederaufleben. Beim Heimatfest jedoch kommt es immer wieder zu schweren Krawallen, die die Polizei in Atem halten. Die Schlägereien, ein Wechsel an der Vereinsspitze und andere Gründe sorgen dafür, dass das Fest nicht wieder stattfindet. Der Verein ist einer Hauptaufgabe beraubt, es kommt zu  Mitgliederschwund und zu einer zweiten existenziellen Krise.

Trotz allem: Zur Verschönerung des Kreisels am Lutherplatz stiftet der VVV 1959 einen Springbrunnen, der 1991 von einem Brunnenstein aus schwedischem Vanga-Granit abgelöst wird.

 

Naherholung und Verkehr als Aufgaben des VVV

Anfang der 1960er Jahre gibt Langen richtig Gas: Große, neue Wohngebiete wie in Oberlinden entstehen. Gleichzeitig spüren die Menschen immer stärker die Folgen von Bevölkerungswachstum und wachsendem Verkehrsaufkommen –  viele neue Aufgabenfelder für den VVV entstehen. Von 1960 bis 1963 leitet Georg Pfannenmüller den Verein. Ihm folgt Wilhelm Kömpel, der bis 1970 die Geschäfte führt und eine erfolgreiche Mitgliederkampagne startete. Er und Georg Görg machen das eher marode Mühltal zu einem attraktiven Naherholungsgebiet. Damals entsteht auch die Tradition der Mühltalkonzerte. Auch in Sachen Verkehr passiert einiges: Der VVV macht sich für eine Brücke über die Bahn an der Südlichen Ringstraße, für die Autobahn A661, gegen Fluglärm und eine Verbesserung des ÖPNV stark.

1971 wird Reinhold Toilliè, Leiter des Bauamtes, zu Kömpels Nachfolger gewählt. Er behält dieses Amt bis zum Jahre 1976 und wird dann von Werner Wienke, dem Geschäftsführer der Stadtwerke abgelöst, der bis 1993 als Vorsitzender aktiv ist. In diesen Jahren macht sich der VVV mit seinen innovativen Ideen für Feste und das Ortsbild zum Motor für die Entwicklung der Stadt.

 

Die „Erfindung“ des Ebelwoifestes

Im Jahre 1974 feiert Langen das erste „Ebbelwoifest“ rund um den Vierröhrenbrunnen. Der Vorschlag für das Fest stammt vom Journalisten Hans Hoffart, der damals noch gar kein VVV-Mitglied ist. Seine Idee beschert ihm gleich ein zentrales Amt: Von Anbeginn ist er der Brunnenwirt des Ebbelwoifestes. So „daaft“ er mit reichlich Ebbelwoi Zugezogene, also „Eingeplackte“, am Brunnen zu „echten Länger“. 2008 löst ihn Heinz-Georg Sehring ab, der dieses Amt bis heute ausübt. Das Fest kommt gut an und entwickelt eigene Traditionen. Zehnttausende Gäste aus Langen und der Umgebung feiern alljährlich mit.

 

Lichter im Advent und Umweltschutz

Ab 1981 lässt der VVV Langens Straßen in der Adventszeit erstrahlen. Dafür sorgt eine  Weihnachtsbeleuchtung, die er der Stadt zur Verfügung stellt. In den Jahren bis 2021 kommen noch  Lichter am Keßlerplatz und die Lichtsegel in der Romorantinanlage hinzu. Von 2016 bis 2021 ersetzt der Verein die Birnen durch energiesparende und umweltfreundliche LED-Leuchten. Für Adventsstimmung rund um die Stadtkirche sorgt seit 1982 der Langner Weihnachtsmarkt. Eine geradezu „revolutionäre“ Idee in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit hat der VVV gut zehn Jahre später: Damals führt der Verein einen Geschirrverleih ein, der allen Bürgerinnen und Bürgern Langens kostenlos zur Verfügung steht. Heute ist dieser eine selbstverständliche Sache und bei vielen Festen an der Tagesordnung. Und natürlich auch beim Weihnachtsmarkt gibt es ein Pfandsystem.

 

Ein Europabrunnen für Langen und viele neue Feste

1993 wird Walter Metzger zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Im gleichen Jahr startet im Dezember das Silvesterblasen vor der Stadtkirche. Auch die vom VVV installierte Jahresuhr an der Stadtkirche ist erstmals zu sehen. Die Europa-Euphorie der damaligen Zeit steckt auch Langen an: In einem gewaltigen finanziellen Kraftakt lässt der Verein 1997 zum Start der neuen S-Bahn-Strecke den Europabrunnen auf dem Bahnhofsvorplatz errichten und ersetzt im Jahre 1999 den maroden Keßlerbrunnen durch eine originalgetreue Kopie. 2002 begründet und finanziert der VVV die Aktion „Langen blüht auf“ und startet seit 2004 die jährliche Putzaktion “Langen räumt auf“. Ebenfalls seit 2002 veranstaltet er das Weinfest vor dem Rathaus. Fünf Jahre später steigt die erste Party “Zwische de Joahrn“ auf der Bahnstraße. 2010 initiiert der VVV die Aktion „Wenn die Sterne hell erstrahlen“ und begründet damit den „Lebendigen Adventskalender“.

 

Altes Rathaus als neues Domizil

Das Jahr 2017 bringt den VVV einen großen Schritt voran: In einem Kooperationsvertrag mit der Stadt Langen verpflichtet sich der Verein, zusammen mit seinen Heimatkundigen, das Alte Rathaus mit „kulturellem Geist“ zu beleben. Im Gegenzug kann der Verein in dem Gebäude seine Geschäftsstelle einrichten. Auch in Sachen Stadtgestaltung tut sich in den 2000er Jahren einiges: Der Verein begeht Friedrich Schillers 200. Todestag und gestaltet den Schillerplatz. Am Hegweg hinter dem Freibad erhält 2016 der „Brezelstein“ – ein markanter historischer Sandstein – einen neuen Standort. 2018 findet dort erstmals am 1. Januar das Neujahrstreffen statt, bei dem sich die Langerinnen und Langener ein gutes neues Jahr wünschen. Im Jahre 2021 übergibt der Verein das erneuerte Ludwigsbrünnchen und das ihn umgebende renaturierte Erholungsgebiet der Öffentlichkeit.

 

Corona-Folgen und neuer Vorsitz

Die Jahre 2020 und 2021 sind gekennzeichnet durch die Coronapandemie und lähmen das Vereinsleben in einem unvorstellbaren Ausmaß. Der Verein machte trotzdem weiter. Zweimal feiert Langen ein virtuelles „Ebbelwoifest Dehaam“ mit einem „Babbe-Bembel“. Der VVV erschließt sich neue Möglichkeiten über YouTube, um seine Mitglieder und Freunde zu erreichen. Nahezu alle sonstigen Aktivitäten werden eingestellt oder auf das Nötigste beschränkt. 2021 gibt Walter Metzger das Amt des 1. Vorsitzenden ab. Seitdem leitet Chris Muth die Amtsgeschäfte des VVV.

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